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Neuer Kurs in Berlin: Große Pläne – und wie sie den M&A-Markt beflügeln könnten

03 Juni 2025 | Blog

Neuer Kurs in Berlin: Große Pläne – und wie sie den M&A-Markt beflügeln könnten

Die neue Bundesregierung verspricht Verlässlichkeit, einen Fokus auf die Wirtschaft und massive Investitionen. Das klingt vielversprechend – gerade für den M&A-Markt. Doch entscheidend wird sein, ob diesen Ankündigungen auch Taten folgen, analysiert Markus Schiller von Datasite.

Die wirtschaftspolitische Botschaft der neuen Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz lautet: Größere Verlässlichkeit und ein klares Bekenntnis zu unternehmerischer Freiheit. Beide Faktoren stehen im Mittelpunkt, wenn es um die Auswirkungen der Politik der neuen Regierung auf den M&A-Markt geht. Markus Schiller, Head of DACH & CEE bei Datasite, sieht darin grundsätzlich ein positives Signal: „Verlässliche Rahmenbedingungen und wirtschaftsorientierte Politik schaffen Vertrauen – und genau das braucht der M&A-Markt.“ Denn: Unsicherheit durch politische Richtungswechsel und nicht endende Debatten bremsen Fusionen und Übernahmen. Wenn Unternehmen nun wieder mittel- und langfristig planen können, werden sie M&A wieder in den Fokus nehmen.

Doch entscheidend wird sein: Kann die Regierung halten, was sie verspricht? Bislang handelt es sich bei vielen Ankündigungen um Absichtserklärungen. Ob sie umgesetzt werden – und vor allem wie schnell – ist völlig offen. Politische Einigkeit allein reicht nicht aus. „Für mehr M&A-Aktivität brauchen wir funktionierende Prozesse, effiziente Behörden und einen realistischen Zeitplan für regulatorische Anpassungen“, betont Schiller.

Beispiel 1: Milliarden für Infrastruktur – aber Umsetzung und Folgen unklar

Ein zentrales Element der neuen wirtschaftspolitischen Ausrichtung ist das geplante Infrastruktur-Investitionspaket. Milliarden sollen in die Bahn, Stromnetze, Wasserstoff und Digitalisierung fließen. Auf dem Papier klingt das nach einem Booster für wirtschaftliche Aktivität und M&A-Chancen – insbesondere in der Bau-, Energie- und Industriebranche.

Doch die Umsetzung wird kein Selbstläufer sein. Denn trotz vorhandener finanzieller Mittel könnten Projekte an langsamen Verwaltungsprozessen scheitern. Wenn Mittel nicht zügig abgerufen werden können, verpufft der Impuls. Die Folge wäre: Die gewünschten Wachstums- und Modernisierungseffekte für Unternehmen bleiben aus – und mit ihnen die erhoffte Belebung des M&A-Markts.

Hinzu kommt: Mit der expansiven Fiskalpolitik der Bundesregierung und der damit verbundenen Aussicht auf Milliardeninvestitionen des Bundes könnte die Inflationserwartung steigen. Im ungünstigsten Fall muss die Europäische Zentralbank dann gegensteuern und kann die Zinsen – anders als momentan erwartet – nicht weiter senken. Der M&A-Markt würde dann nicht von sinkenden Finanzierungskosten profitieren. Und damit würde ein Effekt entstehen, der Fusionen und Übernahmen eher ausbremst als sie anzuregen.

Beispiel 2: Deutschland soll für Investoren attraktiver werden – aber wie schnell?

Auch international will die neue Regierung punkten: Deutschland soll zum Magneten für ausländisches Kapital werden. Dazu planen Merz und seine Minister unter anderem eine Reform des Kapitalmarkts, vereinfachte IPO-Regeln, größere Anreize für Wagniskapital und bessere Exit-Bedingungen für Investoren.

Diese Vorhaben könnten mittelfristig zu einer stärkeren Dynamik im M&A-Markt führen. So könnten Dual-Track-Verfahren – also die parallele Vorbereitung auf IPO oder Unternehmensverkauf – attraktiver werden. Das würde die Position der Unternehmen in Verkaufsprozessen verbessern, weil es Alternativen zum klassischen Trade Sale gibt.

Doch auch hier gilt: Die Richtung stimmt – aber die Umsetzung könnte schwierig und langwierig werden. Wer auf mehr Kapitalmarktfreundlichkeit hofft, braucht erst einmal Geduld.

Wachstumsmärkte erkennen – Chancen nutzen

Allerdings: Wenn die neue Regierung es schafft, ihre Pläne zügig und effizient umzusetzen, könnten einige Branchen besonders stark profitieren. Datasite zählt die folgenden Branchen zu den potenziellen Gewinnern:

  • Industrie, Chemie und Infrastruktur: Transformation, Dekarbonisierung und neue Regulierung führen zu Reorganisation und Konsolidierung.
  • Pharma und Biotech: Innovationsdruck trifft auf wachsende regulatorische Hürden, was M&A als Lösung für Skalierung und Marktzugang attraktiv macht.
  • Technologie, Media und Telekommunikation: Vor allem im Bereich Cybersecurity entsteht neues M&A-Potenzial durch staatliche Aufträge und Investitionsprogramme.
  • Verteidigung: Die geplanten Ausgaben zur Stärkung der Bundeswehr und digitalen Verteidigungsfähigkeiten sorgen für eine Sondersituation im Rüstungs- und Sicherheitssektor.
  • Einzelhandel und Dienstleistungen: Bessere Rahmenbedingungen für den Kapitalmarkt könnten neue Buy-and-Build-Strategien erleichtern.

„Auch wenn noch viele Fragen offen sind und die Umsetzung der Regierungspläne Zeit braucht, liegt genau darin die Gelegenheit für strategische Käufer“, urteilt Schiller. Denn Märkte verändern sich nicht erst, wenn alles geregelt ist, sondern schon dann, wenn sich die Erwartungen verschieben. Wer heute datenbasiert und präzise analysiert, kann in ein chancenreiches Umfeld investieren – und sichert sich Vorteile, die später schwer einzuholen sind, sagt Schiller. „Die besten Deals entstehen nicht in Phasen vollständiger Gewissheit, sondern im Umfeld der Veränderung.“

The Bottom Line: Neue Regierung, neues Momentum – aber Umsetzung bleibt der Knackpunkt

Die Bundesregierung sendet pro-wirtschaftliche Signale: mehr Verlässlichkeit, bessere Rahmenbedingungen, hohe Investitionen. Für den M&A-Markt ist das eine Chance – wenn die Umsetzung gelingt. Noch sind viele Vorhaben unkonkret. Wer dennoch jetzt handelt, findet attraktive Targets bei geringerem Wettbewerb – besonders in dynamischen Branchen wie Verteidigung, Technologie oder Industrie. 

Fazit: Nicht warten, bis alles geregelt ist. Jetzt ist die Zeit für strategische Frühstarter.