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Expert Spotlight: M&A im Wandel in Österreich und der DACH-Region
14 Oktober 2025 (Zuletzt aktualisiert 15 Oktober 2025) | Blog
Expert Spotlight: M&A im Wandel in Österreich und der DACH-Region
Die M&A-Landschaft in der DACH-Region, besonders in Österreich, verändert sich gerade spürbar. Geopolitische Unsicherheiten, strengere Regulierungen und steigende Zinsen wirken sich direkt auf Deals aus. Bei unserem jüngsten Dealmakers Dialogues Event in Wien, diskutierten Bogi Reich, Klaus Imhof, Andreas Hampel und Christian Ritschka gemeinsam mit Patrick Dewayne, wie diese Faktoren die Dynamik von Transaktionen verändern, Bewertungsunterschiede vergrößern und Private-Equity-Investoren vor neue Herausforderungen stellen.
Neue Realitäten meistern
Während der Pandemie gingen Insolvenzen dank staatlicher Hilfen deutlich zurück. Inzwischen nehmen sie wieder zu. Mit der Rückkehr notleidender Unternehmen und Vermögenswerte entstehen neue Chancen – aber auch Risiken. Es gibt viel Potenzial, Werte zu schaffen, gleichzeitig machen höhere Finanzierungskosten und Risikoprämien viele Deals weniger attraktiv.
Fremdfinanzierung bleibt ein zentraler Faktor. Höhere Zinsen erhöhen die Kapitalkosten, Leveraged Buyouts werden teurer, und die Erwartungen an Renditen müssen angepasst werden. Besonders im österreichischen Mittelstand spürt man das: Banken vergeben Kredite strenger, und alternative Finanzierungsquellen sind begrenzt.
Einige Sektoren stehen besonders unter Druck: Real Estate und Automotive spüren die Zinssensitivität und den Transformationsdruck deutlich. Andere Bereiche wie Business Services, Infrastruktur oder Energie ziehen weiterhin Kapital an – unterstützt von stabiler Nachfrage und langfristigen Trends wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Geopolitik und Regulierung
Geopolitische Spannungen und neue Vorschriften machen grenzüberschreitende Deals zusätzlich komplizierter. Handelsunterbrechungen, Lieferkettenanpassungen und die zunehmende Fragmentierung der globalen Märkte führen dazu, dass Investoren vorsichtiger agieren.
In Österreich selbst ist die Regulierung ein entscheidender Faktor. Seit der Einführung von FDI-Kontrollen (Foreign Direct Investment) im Jahr 2020 stoßen ausländische Käufer, besonders aus den USA, auf langwierige Verfahren. Selbst eine erste FDI-Prüfung kann bis zu zweieinhalb Monate dauern, was Deal-Zeitpläne belastet und Österreich für zeitkritische Investoren weniger attraktiv macht.

Bewertungsunterschiede
Ein besonders hartnäckiges Problem bleibt die Kluft zwischen Käufer- und Verkäufererwartungen. Viele Familienunternehmen, die in Österreich eine dominante Rolle spielen, orientieren sich noch an Höchstbewertungen vergangener Jahre. Käufer berücksichtigen hingegen aktuelle Risiken, höhere Finanzierungskosten und branchenspezifische Herausforderungen.
Das Ergebnis: Verhandlungen stocken, Abschlüsse verzögern sich, manche Deals scheitern. Solange sich die Bewertungen nicht an die Realität anpassen, bleibt der Dealflow – besonders im Mittelstand – eingeschränkt.
Beziehungen und Reputation zählen
Für Private-Equity-Firmen ist Österreich ein Spannungsfeld. Das Land bietet eine stabile Wirtschaft, qualifizierte Arbeitskräfte und eine starke industrielle Basis, bleibt aber ein eher geschlossener M&A-Markt. Beziehungen und Reputation sind entscheidend, viele Deals laufen bilateral, nicht über große Auktionen. Lokale Akteure profitieren von langjährigen Netzwerken und Kontakten.
Internationale Fonds haben es oft schwer, ohne lokale Partner oder Berater Zugang zu Dealflow zu bekommen. Die Herausforderung ist nicht nur kulturell, sondern auch strukturell: Das kleine, eng vernetzte österreichische Marktumfeld begünstigt Insider.
Fazit
Erfolgreiches Dealmaking in Österreich und der DACH-Region erfordert lokale Expertise, gute Netzwerke und strategisches Gespür. Wer die Dynamiken versteht, kann Chancen erkennen und Deals erfolgreich umsetzen.
Lernen. Vernetzen. Führen.
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