a man wearing a headset and sitting at a computer, defense, army

Insights

Market Spotlight: Europäische Rüstungsdeals stehen vor einem Boom in 2026

09 Oktober 2025 (Zuletzt aktualisiert 22 Oktober 2025) | Blog

Market Spotlight: Europäische Rüstungsdeals stehen vor einem Boom in 2026

Die Veränderungen der US-Politik bei Verteidigungsallianzen und der anhaltende Krieg in der Ukraine haben in ganz Europa ein Umdenken ausgelöst: Viele Länder erhöhen ihre Rüstungsausgaben – und schaffen damit die Grundlage für einen deutlichen Anstieg der M&A-Aktivität im Verteidigungssektor.

Die Sorge, dass der Krieg in der Ukraine weiter eskalieren könnte und die USA ihr Engagement für Europas Sicherheit abschwächen, wächst. Das verändert auch die Haltung vieler europäischer Investoren: Wer den Verteidigungssektor bisher aus ESG-Gründen gemieden hat, bewertet seine Kriterien neu – im Bewusstsein, dass Europas Wirtschaft in einer unsicheren Welt eine verlässliche Verteidigungsinfrastruktur braucht.

Entsprechend haben europäische Verteidigungsaktien deutlich zugelegt: Der STOXX Europe Total Market Aerospace & Defense Index verzeichnete 2025 ein Plus von über 65 %. Laut Fitch Ratings stiegen die Auftragsbücher der acht größten europäischen Rüstungsunternehmen 2024 um 15 %, während ihr kombinierter Free Cashflow mit über 8 Milliarden Euro ein Rekordniveau erreichte.

Auch Banken und Institutionen ziehen nach: Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat ihr Finanzierungsprogramm für Zulieferer der Verteidigungsindustrie von 1 Milliarde auf 3 Milliarden Euro verdreifacht. Gleichzeitig signalisieren große europäische Banken ihre Bereitschaft, die Branche stärker zu unterstützen – vorausgesetzt, Regierungen identifizieren gezielt Projekte mit hoher Priorität.

Rückenwind für M&A im Verteidigungssektor

Steigende Aktienbewertungen, unterstützende politische Rahmenbedingungen und wachsende Finanzierungsspielräume schaffen ein solides Fundament für eine höhere M&A-Aktivität in diesem Bereich.

Die Zahlen bestätigen den Trend: Laut einer Analyse von A&O Shearman auf Basis von Refinitiv-Daten erreichten europäische Verteidigungsdeals im ersten Halbjahr 2025 ein Volumen von 2,3 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 35 % im Vergleich zum Vorjahr.

Größere Transaktionen strategischer Käufer treiben diesen Trend: So übernahm der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall für rund 950 Millionen US-Dollar den US-Hersteller Loc Performance Products, während Loar Holdings aus den USA LMB – ein französisches Unternehmen für militärische Ventilatoren und Motoren – für 365 Millionen Euro kaufte.

Auch Private-Equity-Firmen mischen zunehmend mit: Laut PEI bringen Fonds wie Tikehau Capital, BOKA und Marondo neue PE- und Venture-Fonds mit Fokus auf den Verteidigungssektor auf den Markt.

Technologie verändert die Fronten

Gleichzeitig fließt immer mehr Kapital in neue Technologien – von künstlicher Intelligenz über Cybersecurity bis hin zu Drohnen und Weltraumprojekten. So übernahm der französische Triebwerkshersteller Safran das Unternehmen Preligens, das KI-basierte Software entwickelt, um militärisch relevante Objekte auf Satellitenbildern zu erkennen – Kaufpreis 220 Millionen Euro. Und das deutsche Start-up Helsing, das KI-gestützte Verteidigungssoftware entwickelt, sicherte sich kürzlich 600 Millionen Euro in einer Series-D-Finanzierungsrunde.

Auch im Drohnenbereich herrscht Aufbruchsstimmung: Der Hersteller Tekever erreichte nach einer Finanzierungsrunde Unicorn-Status, während Rheinmetall mit dem US-Unternehmen Anduril kooperiert, um neue Angriffsdrohnen und Raketentriebwerke zu entwickeln.

Blick nach vorn

Investitionen in den Verteidigungssektor bleiben anspruchsvoll – mit langen Zeitrahmen, hohen Kapitalkosten und komplexen regulatorischen Vorgaben, etwa bei Sicherheitsfreigaben oder Wettbewerbsprüfungen.

Eines ist jedoch klar: M&A wird eine zentrale Rolle spielen, wenn es darum geht, dringend benötigtes Kapital in Europas Verteidigungs- und Sicherheitskapazitäten zu lenken. Auch wenn der jüngste Investitionsschub erst begonnen hat, zeigen Dealmaker schon jetzt, dass sie bereit sind, ihren Teil beizutragen.